Eine weiteres Interview ist draußen!

In diesem Interview haben wir mit Einseinseins (111), eine Band die nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint, gesprochen. Space trifft auf Krautrock. Ihr Sound, der von David Bowie und Trans-Am inspiriert wurde, hinterlässt etwas ganz besonderes Hypnotisches. Wir sprechen über ihre nicht so ganz irdische Geschichte, ihre Faszination zum Weltall und wie sie mit der ziemlich weltlichen “Corona-Pandemie” gelernt haben umzugehen.

“Space-Krautrock. Stell dir vor Stanley Kubrick, Vangelis und Little Richard führen eine Dreiecksbeziehung. Das Kind sind wir. ” 

Wie würdet ihr eure Geschichte, für unsere Leser, die euch noch nicht kennen, beschreiben?  

Unsere Geschichte, ja. Also wir kommen ja gar nicht von hier, sondern vom Planeten ĬİĨ. Der ist zerstört worden, weil wir die natürlichen Ressourcen rücksichtslos ausgebeutet und ständig Kriege geführt haben. Wir konnten der Zerstörung entkommen und haben nach einer langen Reise durchs All endlich diesen schönen blauen Planeten Erde gefunden. Leider mussten wir feststellen, dass hier auf der Erde genau das Gleiche passiert wie damals bei uns zu Hause. Wir haben uns dann dazu entschieden das Medium Musik zu nutzen, um kodierte Klangwellen auszusenden, die das menschliche Verhalten verändern sollen, um damit die drohende Apokalypse hoffentlich abzuwenden. Nebenbei versuchen wir mit den Klangwellen auch noch Überlebende unseres Planeten zu erreichen, als Plan B sozusagen, falls das nichts wird mit dem Abwenden der Apokalypse. Wir kommen in jedem Fall in Frieden.  

Auf eurer Homepage trifft man schnell auf den Begriff Space Krautrock. Was können wir uns darunter vorstellen?  

Space-Krautrock. Stell dir vor Stanley Kubrick, Vangelis und Little Richard führen eine Dreiecksbeziehung. Das Kind sind wir.  

Das Universum scheint eine besondere Rolle für euch zu spielen. Woher kommt die Faszination für den Weltraum und was steht hinter dem Namen 111 

Es gibt bei uns keine Faszination für den Weltraum. Das ist einfach der Raum zwischen unserem Planeten und diesem. Der Name ist Ausdruck der Monotonie unserer Musik. Wir zählen nicht bis 4, wir zählen bis 1. Außerdem ist der Name eher als 111 gedacht und somit unabhängig von der Sprache in der er ausgesprochen wird. “Einseinseins” ist es ja bloß, weil wir hier gerade die Kommunikation auf Deutsch gewählt haben. Wenn wir gerade woanders auf dieser Welt wären, würden wir uns über Unounouno, Одинодинодин, oder vielleicht Kamakamakama, unterhalten.  

Was sind eure musikalischen Vorbilder und wie inspirieren sie eure Musik?  

Wir könnten hier jetzt sagen, dass unsere Vorbilder die ganzen Pioniere der deutschen Musikgeschichte Ende der 60er und Anfang der 70er sind, also was weithin als Krautrock bezeichnet wird. Bands wie Can, Neu!, La Düsseldorf, Cluster, Harmonia, Faust und natürlich Kraftwerk, um nur einige zu nennen. Das wäre nicht einmal gelogen, aber irgendwie auch nur die halbe Wahrheit. Auf diese Musik aufmerksam geworden, sind wir natürlich über ganz andere Wege. David Bowie, zum Beispiel, war einer der Einstiegspunkte, oder die großartigen Trans-Am. Also alles was von Krautrock beeinflusst wurde und das ganze weiterentwickelt und in eine andere Version überführt hat. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir alle drei sehr unterschiedliche Einflüsse eingebracht haben. Das fängt mit Deep Funk und Krautrock an, geht über Disco und Prog-Rock hin zu Post Punk, Hardcore, Noise, Shoegaze, Grunge und French Electro. Das Wichtigste war dabei immer, dass man sich in der Musik verlieren kann und sie etwas Hypnotisches hat. Dass man sich davon treiben lassen kann und man sich am Ende dazu bewegen will.  

Konntet ihr während der Corona-Zeit viel Musik zusammen machen oder habt ihr euch beeinträchtigt gefühlt? Hat sich die Situation aktuell schon verbessert?  

Als die Ausgangsbeschränkungen und damit auch das Kontaktverbot losgingen, haben wir uns am Anfang brav darangehalten, wir wollten ja nicht auffallen. Zumindest was das Zusammenspielen anging. Einzeln waren wir weiterhin aktiv, haben uns mit neuen Instrumenten beschäftigt und an neuen Ideen gearbeitet. Die ganzen Ansagen um das Kontaktverbot und die Unsicherheit, was jetzt erlaubt war und was verboten war, war schon beeinträchtigend. Auf der anderen Seite hatte man durch das Ausbleiben von Aktivitäten und sozialen Verpflichtungen plötzlich viel mehr Zeit, um sich mit der Musik zu beschäftigen. 

Was denkt ihr wird die größte Herausforderung für euch oder die Live-Branche generell sein, wenn es mit den Konzerten wieder losgeht? Und worauf freut ihr euch am meisten?  

Wir sind ein bisschen mehr in der DIY/Underground Szene verankert. Da muss man sich echt gut überlegen, in der aktuellen Situation mit Hygienekonzepten und Besucherlisten, überhaupt irgendwas zu machen. Da kann ein positiver Corona-Fall auch gerne mal das Aus des ganzen Projektes werden. Auch wenn die Venues nur zur Hälfte oder von noch weniger Leuten besucht werden dürfen, sind wir mal gespannt, ob sich das finanziell noch für Promoter und Bands lohnen wird, oder wie das Booking in Zukunft überhaupt aussehen wird.  

Das Beknackteste momentan ist eher, dass keiner weiß, wann es wieder losgehen wird. Das macht natürlich jede Planung zunichte. Wir glauben, dass dieses Jahr nicht mehr Live gespielt wird, da macht sich keiner was vor. Live performen ist schon der Hauptgrund warum wir das hier machen. Musik zu hören ist eine Sache, aber Musik zu erleben, darum geht es doch. Da wird in alle Richtungen eine Energie übertragen, die sich stetig rückkoppelt. Darauf freuen wir uns natürlich am meisten, das wieder so machen zu können. Aber es geht bergauf. Für das nächste Jahr füllt sich der Kalender schon, wir sind zuversichtlich, dass das dann auch alles so passieren wird.  

Wie war der Auftritt im Gretchen für euch so ganz ohne Publikum? Könnt ihr uns das Vorgehen beschreiben?  

Wir hatten uns schon am Anfang des ganzen Corona-Mists ein bisschen dagegen entschieden, sowas mitzumachen. Dafür gab es einfach zu viele Live-Streams in schlechter Qualität, ohne dass die Atmosphäre einer wirklichen Live-Show rüberkommt. Die berta.berlin Leute hatten uns dann gefragt, ob wir die Show im Gretchen spielen wollen und uns erklärt worum es geht. Gerade der Fokus auf einer guten Soundqualität und das Konzept, dass nur mit einer Handkamera ohne Schnitte gefilmt wird, fanden wir sehr gut. So entsteht ein intimes Gefühl des quasi Dabeiseins.   

Als wir im Gretchen ankamen war das schon ein bisschen komisch. Aufbauen und Soundcheck macht man ja immer ohne Publikum, aber normalerweise hat man zwischen dem Soundcheck und der Show dann noch ein bisschen Zeit, aber wir haben dann nach dem Aufbau sofort gespielt. 
Was echt total super war, war, dass Beat von berta.berlin eine genaue Vorstellung hatte, wie er das Ganze visuell einfangen wollte. Goh und Felix vom Gretchen, die den Sound und das Licht an dem Tag gemacht haben, wollen wir an dieser Stelle auch nochmal ein Riesen-Dankeschön aussprechen. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass es so ohne Publikum auch etwas total Entspanntes hatte, weil man genau wusste worauf man sich einlässt. Hier war ja von vorneherein klar, dass da niemand sein wird und das gar nichts zurückkommt. 
Als man dann fertig war, war man erstmal ein bisschen verunsichert. Man wusste jetzt nicht wirklich, ob das gut war, was man da gemacht hat, ob das auf der Kamera gut rüberkam. Das Licht im Raum war während der Performance eher hell, damit man auf der Kamera etwas sehen kann. Als wir dann direkt am nächsten Tag den ersten Rohschnitt gesehen haben, waren wir dann ziemlich begeistert von dem Ergebnis, der Production-Value und dem Look und Feel des Ganzen. Nochmal ganz großes Dankeschön an das Gretchen und berta.berlin, dass ihr das ermöglicht habt.  

Wie sieht eure musikalische Zukunft aus? Gibt es geplante Projekte?  

Wir sind letztes Jahr von Tonzonen Records angesprochen worden, weil sie gerne unsere nächste Platte veröffentlichen würden. Das hat uns sehr gefreut und wir sind dafür gerade mitten in der Produktion. Wir haben es aber nicht eilig, weil sich das Veröffentlichen erst richtig lohnt, wenn man das Ganze mit einer Tour begleitet. Von daher denken wir mal, dass es eher ein Projekt für 2021 ist.  

“Man kann es ja gar nicht oft genug sagen: Unterstützt die Clubs und Venues! Vor allem die nicht voll kommerziellen.”

Was wollt ihr euren Fans auf der Erde und außerhalb in dieser Zeit mitgeben?  

Man kann es ja gar nicht oft genug sagen: Unterstützt die Clubs und Venues! Vor allem die nicht voll kommerziellen. Da gibt es so viele Leute, die das ganze vor allem aus Überzeugung machen und die wahnsinnig zu kämpfen haben. Auch wenn die Leute sich irgendwie selber über Wasser halten können und hier wahrscheinlich auch noch keiner verhungern musste, ist es doch wahnsinnig was an Mieten und sonstige Ausgaben aktuell aufgebracht werden muss. Kredite aufnehmen können sie nicht, weil keiner weiß wie man diese wieder zurückzahlen soll. Also, wenn ihr es euch leisten könnt, spendet Geld und unterstützt sie, damit nach der Corona-Krise nicht alles an Kultur und Subkultur weg ist und wir uns alles wieder mühsam neu erkämpfen müssen.  

Living in a Box

Am 14.06.2020 war Einseinseins live bei Living in a Box vom Gretchen Berlin und berta.berlin. Ihr könnt euch hier unten das live aufgenommene Konzert angucken. Genauso könnt ihr auf berta.berlin alle anderen aufgenommenen Konzerte anschauen!

Konzert von Einseinseins

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